Eine grobe Übersicht
Jakob Kindergarten
Montessori beginnt
Jakob wechselte, nach einer Warteliste, in den Kindergarten des Montessori. Für unsere Tochter hatten wir schon direkt eine Anmeldung vorab reserviert. So gelang es dann beide Kinder in die wunderbare Welt des Montessori zu führen.
Ende für Montessori
Der abrupte Austritt aus den Montessori Räumen kam für uns alle plötzlich. Die Entscheidung bis dahin dauerte über ein Jahr, doch war dann plötzlich klar: …wir müssen das JETZT SOFORT abbrechen!
Schauen wir uns das im Detail an
Jakobs Krippenzeit, im städtischen Kindergarten, war harmonisch und sehr schön. Im oberen Stockwerk hatten sich die ganz kleinen aufgehalten und dieser Bereich war vom unteren, in dem es später sehr laut wurde, sehr gut getrennt.
Jakob wechselte mit 3 Jahren, noch in diesem Gebäude, runter in den Kindergarten zu den “großen” Kindern. Ab dann wurde es laut und sehr wild. Vor allem blieb der Lärm sehr gut in Erinnerung. Beim bringen, morgens gegen 7Uhr, war es noch angenehm und ruhig. Doch beim Abholen war es weitläufig, viele Kinder und recht laut.
Durch das große offene Gruppenkonzept war es in der Einrichtung nicht nur immer sehr laut, auch die Übergabe beim Abholen gestaltete sich als schwierig, da man viele Erzieherinnen nur sporadisch kannte.
Voll berufstätige Eltern
Diese Situation stand erst Mal für uns fest im Raum. Es gab das Gefühl, der Ort sei für Jakob nicht perfekt. Seine Schwester, Eva, war auf dem Weg und wir hätten einfach gerne eine ruhigere und geschützte Zone für Jakobs Betreuungszeit gehabt.
Wir waren und sind beide voll berufstätig und wollten darum auch einen Ort für die Kinder, der Ihnen nicht einfach nur eine Betreuung ist, sondern auch eine positive Entwicklung fördert.
Montessori? Was ist das?
Die kleine Eva war schon bald da und wir hörten im Freundeskreis immer wieder etwas von Montessori. Ich (Natascha) kannte das auch noch oberflächlich aus meinem Studium. Es gibt bei uns Richtung Arbeitsweg (beide) auch tatsächlich eine Einrichtung für Montessori. Das war perfekt und wir nahmen schnell Kontakt auf.
Der erste Besuch in der Montessori Einrichtung war so harmonisch, diese Ruhe und sichtbare Geborgenheit der Kinder im Zusammenklang mit den Erzieherinnen brachte mir Tränen in die Augen.
Natascha Hartmann
Nach dem ersten Eindruck, den folgenden Gesprächen und den immer tiefergehenden Eindrücken entschieden wir uns unbedingt beide Kinder hier anzumelden.
- Hospitation in der Einrichtung eines Elternteils
- 500 € Anmeldegebühr pro Kind
- Einlage von 2.000 € für das erste Kind, 1.500 € ab dem zweiten Kind
- 50 € Bearbeitungsgebühr
- Durch die Unterzeichnung des Vertrages willigt man in 40 Arbeitsstunden pro Jahr ein
- Die kann man mit verschiedene Tätigkeiten ableisten. Vom Backen bis zum Zaun streichen
- Listen zum Eintragen hängen aus bzw. können sogar digital eingereicht werden
- Es gibt auch die Möglichkeit sich mit 15 € pro Stunde frei zu kaufen
➡️ Durch die Arbeitsstunden soll die Gemeinschaft in der Einrichtung gefördert werden. Die Eltern sollen sich als Einheit der Einrichtung fühlen. So erlebt auch das Kind eine echte Gemeinschaft.
Die Warteliste
Durch den Einstieg in die Montessori Welt wurden wir schnell geerdet, denn einfach so kommt man da nicht rein. Es gibt eine Warteliste und viele Eltern fahren täglich viele km, um Ihre Kinder hier herzubringen. So stand auch Jakob erst mal auf einer Warteliste. Seine Schwester konnte vorab schon einen Platz in der Krippe sichern. Das schaffte für Jakob einen Vorteil. Geschwisterkinder kommen bevorzugt in die Einrichtung.
Lange mussten wir zum Glück aber nicht warten. Es gab einen Abgang wegen Umzug und so kam dann endlich der Anruf es sei ein Platz frei.
Jakob zieht ein
Endlich konnte Jakob einziehen. Wir haben ihm den Wechsel sehr schmackhaft gemacht. Viel über Montessori erzählt und ihm die Begeisterung einfach gemacht. Freunde aus der städtischen Einrichtung waren und sind immer noch besuchbar und die Aussicht auf ein kleines Paradies lag vor seinen Augen. Die dann folgende Zeit im Montessori-Kinderhaus hat Jakob wirklich genossen.
Der später folgende Wechsel in die Schule war für uns "merkwürdig" und Jakob erlebte einen Wechsel nicht wie wir es eigentlich kennen oder erwarten würden. Darauf kommen wir weiter unten gleich zurück.
Eva krabbelt nach ...
Unsere Kleinste krabbelte schon in den Räumen des Montessori bevor sie offiziell täglich dort verblieb. Die Krabbel-Gruppe war immer schön und wir konnten dauerhafte, bis heute anhaltende, Freundschaften zwischen Kind und Eltern aufbauen.
Der richtige Einstieg war für Eva und uns dann auch kein Problem. Mit Opa hatte Sie eine tolle Eingewöhnungszeit und auch er war begeistert von der Montessori Einrichtung.
Jakob wird älter ... die Schule ruft
Beide Kinder waren also jetzt in der Montessori Einrichtung angekommen und fühlten sich wie zu Hause. Das war für uns alle schön und als Eltern fanden wir unsere Kinder perfekt betreut.
Eine Einschulung ohne Schulranzen muss man erst mal aushalten. Das Gefühl war schon neu, ungewohnt und - ja - einfachHartmann!
Auch die Einschulungsbilder scheinen etwas leer ohne Schulranzen. Die Vorteile liegen aber auch klar auf der Hand. Keine Schlepperei von schweren Unterlagen, Büchern Tag für Tag.
Das Kinderhaus / "Vorschule"
Es gibt keine Vorschule in der Montessori Einrichtung. Es gibt aber das Kinderhaus 3 welches die Kinder ein Jahr vor der Schule und nach dem Kindergarten auf die Schule vorbereitet. In dieser Einrichtung lernt das Montessori Kind, was es heißt bald ein Schüler zu werden. Es ist eigentlich etwas komplexer aber so kann es man es leichter nachvollziehen um was es im Kern geht.
Hier greife ich mal vorweg – denn die Grundschule, hast du ja in der oberen Zeitleiste gelesen, hat Jakob hier nicht abgeschlossen.
Es hängt stark davon ab, wie genau Montessori interpretiert und umgesetzt wird. Heute wissen wir das Jakob in dem Kinderhaus 3 bei weiten nicht so gefördert wurde wie es im Normal-Fall passieren sollte. Vergleiche stellen wir keine an – jedoch wissen wir heute das es Defizite schon hier gab.
"Nackig" in die Schule
Im Sinne von Lernmaterial, welches in einem Schulranzen steckt und vom Kind täglich rumgetragen wird, geht ein Montessori-Kind tatsächlich morgens ohne etwas aus dem Haus. Das fühlt sich “nackig” an weil es scheinbar fehlt.
Vorteile hat das ganz klar auch. Du hast kein Stress Schulhefte in überfüllten Kaufläden zu besorgen. Überhaupt bist du als Eltern komplett raus, wenn es um Schulmaterial Besorgungen geht. Mittlerweile wissen wir das sogar noch mehr zu schätzen – jetzt, da Jakob eben Regelschüler geworden ist.
Als Montessori Eltern eines schulpflichtigen Kindes hast du ein sehr stressfreis Leben
Natascha Hartmann
Ist dein Kind reif für die Schule?
In Einzelgesprächen stellten wir immer wieder Wissensfragen oder, wie es eben normal ist, auch Kritik die dann besprochen wurde. Also alles regulär.
Gezielt fragte ich zum Thema Schule folgendes: “Ist Jakob wirklich richtig in der Montessori Schule oder möchtet ihr nur euere Quote erfüllen?
Die klare Antwort lautete, dass Jakob für die Regelschule wie auch für das Montessori richtig sei. Er könnte in beiden Systemen zurechtkommen. Ebenso wurde uns von der Erzieherinnen bestätigt, dass Jakob fit für die Schule ist. Jakob ist im Juli geboren und wurde dann mit 6 Jahre eingeschult.
Auf das Montessori Material könne Jakob sich auch einlassen, was natürlich der wichtigste Faktor ist!
Mit dieser Aussage waren wir letztlich glücklich und hatten hier vollstes Vertrauen, dass man die Lage richtig eingeschätzt hat. Immerhin ist die Einrichtung nicht neu und die Erfahrung war bei den Gesprächen auch vorhanden.
Was ist denn mit der Regelschule?
Natürlich hatten wir uns auch immer wieder mit der Regelschule beschäftigt. Schließlich sind die Kinder aus unserer Straße nicht im Montessori und wir waren mit dieser Entscheidung auch etwas im Bereich von Außenseitern unterwegs. Aktiv gespürt haben wir das nicht, da wir die Kinder auch ganztags betreut hatten.
Über das Gemeindeblatt haben wir Kenntnis über die Informationsveranstaltung der Regelschule erhalten, die wir dann auch besucht haben. Der Vortrag und das Konzept waren sehr ansprechend und strukturiert, was man im Vergleich der Montessori Veranstaltungen dann tatsächlich nicht behaupten kann.
Nach der Veranstaltung haben für uns eine Pro- und Contraliste erstellt:
Regelschule: Pro und Contra
-
Kontakt zu Nachbarkindern
-
Messbares Wissen des Kindes
-
Kostenlos
-
Es gibt eine Montessori Klasse
-
Verlust der Freundschaften
-
Nicht kompatibel mit Vollzeitarbeit
-
Mehrere Anfahrtswege
-
Lernen mit Druck
-
Frontalunterricht
-
Kein individuelles eingehen möglich
Der wichtigste Faktor und das prägendste Argument war es, dass Jakob in seiner diesmal gewohnten Umgebung bleiben soll und wir beide Kinder an einer “Haustür” morgens abgeben können.
Rein technisch betrachtet. Inhaltlich stand das Montessori natürlich mit seinem Konzept und der Methode des Lernens auch ganz oben an!
Es gab und gibt auch für die 1. und 2. Klässler eine gemischte Montessori Klasse – jedoch dachten wir damals dies würde sicher nicht dem Prinzip Montessori so gerecht werden können wie eine Einrichtung die sich ausschließlich darauf konzentrieren kann.
Spoiler-Alarm: Hier hatten wir eine stark falsche Einschätzung gemacht!
Montessori - das erste Schuljahr
Damals galt die Regelschule also für uns als schlechtere Wahl. 😊 : “Interessant wie unsere Liste da noch aussah.” Jakob trat seinen Weg in der Montessori Einrichtung weiter an! Von September bis Dezember haben wir kaum etwas von seinem Schulalltag mitbekommen.
Das Schulkind das irgendwie "keines ist" ?!
Wir hatten immer mal wieder Zweifel, ob Jakob denn nun wirklich genug lernt. Es ist nicht greifbar, was dein Montessori Kind macht, wenn es dir nicht von sich auch zeigt, was es macht. Das ist eine Vertrauensbasis, die super ist – doch auch “schwer zu ertragen” gleichermaßen.
"Ja, es ist schwer auszuhalten, aber vertrauen Sie dem System. Vertrauen Sie ihrem Sohn"
Dieser eine Satz beinhaltet drei wichtige Punkte, die du dir selbst immer wieder sagst und auch von den Lehrkräften mitgeteilt bekommst.
Eltern-Kind-Samstage
Frage dein Kind nicht, was es gelernt hat. Warte bis du die Schatzkiste sehen darfst!
So langsam zweifeln wir mehr ...
Es gab im Prinzip diesen einen Samstag, der sich gravierend auf unsere Einstellung vom Montessori auswirkte. Jakob zeigte uns ganz stolz, wie er eine Schnur an einem Türgriff klemmt und eine Art Zopf flechtet. Daran ist nichts falsch, es hat uns aber doch überrascht, dass ein 6-jähriger Junge uns freiwillig
keine Zahlen, keine Buchstaben, Länder, Gesteine oä. zeigt, sondern hoch konzentriert an einer Schnur fädelt. Montessori erlaubt ihm das – ist für uns auch in Ordnung, wenn das im Alltag passiert. Jakob hat sich aber praktisch versteckt und die Lehrkraft holte dann Material aus dem Kinderhaus 3. Es war schwer zu glauben, dass Jakob seit dem Kinderhaus 3 schulische Fortschritte gemacht haben soll.
"Ja, es ist schwer auszuhalten, aber vertrauen Sie dem System. Vertrauen Sie ihrem Sohn"
“… 🙊 … wir halten aus, vertrauen dem System und unserem Sohn.”
Homeshooling mit Montessori ...
... und die Zweifel werden größer!
Die Pandemie hat alle Bereiche unter große Herausforderungen gestellt. Schule, Eltern und vor allem die Kinder waren abrupt überfordert. Für das Homeshooling wurde uns Lernmaterial mitgegeben, welches das Kind bearbeiten kann, wenn es denn möchte!
👩🏫 "Fragen Sie ihr Kind nicht, was es macht. Vertrauen Sie ihrem Kind. Nehmen Sie das Lernmaterial mit, aber zwingen Sie ihr Kind nicht dazu! Wenn es das nicht machen möchte ist das völlig in Ordnung"
Wir waren uns nicht immer einig mit den Zweifeln. Meine Frau zweifelte schon früher, ob das Montessori bei unserem Sohn richtig umgesetzt wird. Hier hielt ich oft dagegen und betonte, dass die Lehrkraft uns sagte, wir sollen der “Sache vertrauen”. Doch dann kam das gemeinsame lernen mit Jakob und die Frage “Was hat er eigentlich in den Monaten in der Schule gemacht?!”
Jakob war nicht imstande Buchstaben in der richtigen Reihenfolge zu schreiben. 7-Monate lang war Jakob Schüler der ersten Klasse und wusste nicht was Mathe ist und konnte nicht alle Buchstaben richtig schreiben. Sprechen wir gar nicht erst davon diese lesen zu können.
Es gab kein Homeschooling mit Montessori, da zum einen kein Montessori Material zu Hause "rumliegt" und zum anderen nichts von den Kindern gefordert wird/werden soll. Dies war eine günstige "Prüfung" für uns, was im Montessori scheinbar eigentlich passiert - oder auch nicht.
Die Zeit vergeht ... ⌛️
Trotz mehrmaliger Bitten und teilweise vereinbarten festen Terminen, die dann teilweise auch pandemiebedingt abgesagt wurden, fand das erste Gespräch Mitte Juni, 2 Monate vor dem Schuljahresende statt. Das war schon sehr spät und nicht sinnvoll!
Rückwirkend waren die Gespräche wie ein "Verkaufsgespräch", das mich immer wieder positiv stimmte. Für genau diesen Moment, jedoch ohne Langzeitwirkung.
Thomas Hartmann
Im Alltag war immer wieder der Zweifel da. Bestärkt wurde das auch im Urlaub als wir auf fremde Menschen trafen. Jakob spielte mit Jungs unterschiedlichen Alters und konnte nach wie vor viel grundlegende Dinge nicht umsetzen. Dazu gehörte das lesen der Uhr. Hier fiel es auf weil Jakob nicht wusste wie er es umsetzen sollte wenn wir ihm sagen: “Ok, du darfst noch eine Stunde mit den Jungs mitgehen. Dann kommst du nach hause.” Eine Uhr was vorhanden doch wusste er nicht wann diese eine Stunde vorbei sei.
Die Entscheidung kam abrupt
Wir waren uns nicht immer einig mit den Zweifeln. Meine Frau zweifelte schon früher, ob das Montessori bei unserem Sohn richtig umgesetzt wird. Hier hielt ich oft dagegen und betonte, dass die Lehrkraft uns sagte wir sollen der “Sache vertrauen”.
Wieder gab es die Situation mit der Uhr. Jakob konnte es nicht umsetzen und wurde dabei sogar leicht aggressiv. Dies war dann einfach zu viel und es war klar, dass Jakob eben nicht in Ruhe und ohne Druck lernt, sondern Wege findet sich durch das System zu schlängeln, ohne dabei etwas aktiv zu lernen. Ihm wurden dabei nicht genug Reize gegeben und das Material wurde ihm einfach nicht interessant genug gemacht.
Es gab jetzt keine Argumente mehr und wir riefen das zweite Mal in der Grundschule im Ort an. Dort hatten wir uns damals gemeldet, als es schon mal kurz vor dem Aus für Montessori war. Wir wurden sehr offen empfangen und man zeigte uns viel Verständnis.
… to be continued …